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Wenn Beine keine Ruhe geben

<p class="bodytext">Wenn nachts im Liegen die Beine nicht zu Ruhe kommen wollen, sie kribbeln und schmerzen, können Restless Legs dahinterstecken. Bei leichten Beschwerden helfen oft einfache Maßnahmen wie Schlafhygiene oder Ablenkung. Doch häufig stören die unruhigen Beine den Schlaf so sehr, dass sie die Lebensqualität empfindlich einschränken. Spätestens dann kommen Medikamente zum Einsatz. </p><p class="bodytext"><strong>Herumlaufen statt Schlafen </strong> </p><p class="bodytext">Unangenehmer Bewegungsdrang in den Beinen, gepaart mit Missempfindungen und Schmerzen: Das sind die Hauptbeschwerden beim Restless-Legs-Syndrom (RLS). Die störenden Empfindungen sind vielfältig, sie reichen von Jucken, Kribbeln, Ziehen und Reißen bis zu starken Schmerzen. Sie treten vor allem im ruhigen Sitzen oder Liegen auf, also z.B. abends vor dem Fernseher oder nachts im Bett. </p><p class="bodytext">Typisch ist, dass Bewegung und Aktivität die Beschwerden lindern. Stark Betroffene müssen dann immer wieder aufstehen und herumlaufen, was den Schlaf stört. Das hat viele Folgen. Zum einen fördern Schlafstörungen Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Außerdem führt schlechter Schlaf zu Tagesmüdigkeit, was wiederum die Lebensqualität einschränkt. Dabei leidet das soziale Leben nicht nur durch die RLS-bedingte Erschöpfung. Der teils unstillbare Bewegungsdrang macht manchen Betroffenen Konzert- oder Theaterbesuche unmöglich, ebenso werden Flugreisen erschwert. Das kann so weit führen, dass sich die Patient*innen ganz aus dem geselligen Leben zurückziehen. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp:</strong> Nicht immer wachen die Patient*innen durch ihre unruhigen Beine auf. Bei manchen macht sich das RLS auch dadurch bemerkbar, dass im Schlaf die Beine oder Füße zucken. Wenn dies von der Bettpartner*in bemerkt wird, sollte man ein mögliches RLS bei der Ärzt*in abklären lassen. </p><p class="bodytext"><strong>Warum die Beine nicht zur Ruhe kommen </strong> </p><p class="bodytext">Die Erkrankung Restless Legs ist zwar nicht so bekannt wie die Migräne, aber ebenso häufig: Bis zu 10% der Bevölkerung sollen davon betroffen sein, vor allem Frauen im mittleren Lebensalter. Zum Glück sind bei den meisten die Beschwerden mit allgemeinen Maßnahmen beherrschbar. Doch immerhin bis zu 5% der Patient*innen benötigen Medikamente, um ihre Beine zur Ruhe zu bringen. </p><p class="bodytext">Die Ursache der neurologischen Erkrankung ist nicht bekannt. Expert*innen vermuten Stoffwechselstörungen im Gehirn, betroffen sein sollen der Eisenstoffwechsel und das Dopaminsystem. Offenbar ist auch die genetische Veranlagung wichtig. Inzwischen wurden verschiedene Gene identifiziert, die beim RLS eine Rolle spielen. Außerdem hat etwa die Hälfte der Betroffenen Verwandte mit den gleichen Beschwerden. </p><p class="bodytext">In einigen Fällen treten Restless Legs auch mit anderen Erkrankungen zusammen auf. Dazu gehören die Niereninsuffizienz (Nierenschwäche) und Polyneuropathien (Erkrankungen von Nervenfasern). Medikamente können ebenfalls RLS-Beschwerden auslösen, allen voran Antipsychotika, Antidepressiva und Metoclopramid. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Das RLS entwickelt sich manchmal auch im Rahmen einer Schwangerschaft. Meist bilden sich die Beschwerden nach der Entbindung wieder zurück. </p><p class="bodytext"><strong>Checkliste und L-Dopa-Test </strong> </p><p class="bodytext">Bei oben genannten Beschwerden ist es wichtig, die Hausarztpraxis aufzusuchen. Zur Vorbereitung kann man die RLS-Checkliste der Deutschen Restless-Legs-Vereinigung aus dem Internet ausdrucken und die darin gestellten zehn Fragen vorab beantworten. Das hilft der Ärzt*in bei der Abklärung, ob es sich bei den Beschwerden um ein RLS handelt. Neben der Krankengeschichte wird zur Diagnose häufig der sogenannte L-Dopa-Test herangezogen. </p><p class="bodytext">Beim L-Dopa-Test nimmt die Patient*in einmal abends L-Dopa und einen Decarboxylasehemmstoff ein. Gehen die Missempfindungen zurück, handelt es sich um ein RLS. Allerdings schließt ein Nicht-Ansprechen ein RLS nicht sicher aus - in solchen Zweifelsfällen hilft eine Untersuchung im Schlaflabor weiter. </p><p class="bodytext">In unklaren Fällen muss die Ärzt*in andere Krankheiten mit Beinschmerzen, Kribbeln oder Bewegungsdrang ausschließen. Dazu gehören beispielsweise die Spinalkanalstenose (eine Verengung des Wirbelkanals), Gelenkentzündungen, Venenerkrankungen oder Durchblutungsstörungen. </p><p class="bodytext">Ist ein RLS diagnostiziert, muss geklärt werden, ob zusätzlich eine begünstigende Erkrankung vorliegt. Bei einem entsprechenden Verdacht decken Laboruntersuchungen Eisenmangel, Nierenschwäche und andere Erkrankungen auf. Neurologische Spezialuntersuchungen kommen einer möglichen Nervenerkrankung auf die Spur. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Besonders wichtig bei der Diagnostik ist die ausführliche Medikamentenanamnese, d.h. die Abfrage, welche Arzneien die Patient*in einnimmt. Einige Wirkstoffe sind bekannt dafür, dass sie zu RLS-Symptomen führen oder diese verstärken. Dazu gehören Cimetidin, Flunarizin, Lithium und andere Antidepressiva sowie Antipsychotika wie Haldol, Clozapin und Risperidon. </p><p class="bodytext"> <strong>Schlafhygiene, Eisen und Bewegung </strong> </p><p class="bodytext">Behandelt werden beim RLS sowohl die Symptome als auch – sofern gefunden - die Ursache. Liegt z.B. eine begleitende Erkrankung vor, muss diese therapiert werden. Sind Medikamente der Auslöser, wird die Ärzt*in diese absetzen bzw. ersetzen. </p><p class="bodytext">Zur Linderung der Beschwerden empfehlen Expert*innen zunächst eine Eisensubstitution. Bei leichteren Missempfindungen und niedrigen Ferritinwerten (≤ 75 µg/l Blut) erfolgt die Eisengabe oral. Ein schweres RLS mit eingeschränkter Lebensqualität sowie eine Transferrinsättigung &lt;20% im Blut erfordern die intravenöse Gabe. Meist werden einmal 1000 mg oder zweimal 500 mg innerhalb einer Woche verabreicht. </p><p class="bodytext">Zusätzlich unterstützen folgende allgemeine Maßnahmen die Therapie: </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Schlafhygiene verbessern</strong>. Dazu gehören ein dunkler, ruhiger und angenehm temperierter Schlafraum und eine gute Matratze. Abends sollten Aufregungen (aufwühlende Filme, belastende Nachrichten) und anstrengender Sport gemieden werden. Stattdessen helfen Rituale, die immer dem gleichen Rhythmus folgen. Etwa ein Abendspaziergang, ein Tee oder ein warmes Bad. </li><li><strong>Beruhigende Ernährung</strong>. Lebensmittel mit raffiniertem Zucker oder kohlensäurehaltige Getränke wirken ungünstig auf ein RLS und sind deshalb zu reduzieren. </li><li><strong>Aufputscher meiden</strong>. Betroffene berichten häufig, dass Alkohol, Kaffee, Cola und Rauchen die Beschwerden verschlimmern. Expert*innen empfehlen, nach 15 Uhr kein Koffein und ab vier Stunden vor dem Zubettgehen keinen Alkohol zu sich zu nehmen. Raucher*innen sollten versuchen, sich das Rauchen abzugewöhnen. </li><li><strong>Körperliche Bewegung</strong>. Regelmäßige körperliche Aktivitäten, bei den die Beine beansprucht werden, können sich auf ein RLS positiv auswirken. Allerdings sollte man am Vormittag oder frühen Nachmittag Sport treiben. Spätere Anstrengungen können das RLS triggern. </li><li><strong>Ablenkung</strong>. Wenn die Beschwerden abends vor dem Zubettgehen auftreten, helfen Ablenkung durch Hobbys, Spiele oder Basteln. Beim Fernsehen profitieren manche Patient*innen von Handarbeiten wie Stricken oder Häkeln. </li><li><strong>Bettfahrrad</strong>. Niereninsuffiziente Patient*innen entwickeln häufig während ihrer Dialyse RLS-Symptome. Ihnen hilft es, wenn sie während der Dialyse ein Bettfahrrad benutzen. </li></ul> </p><p class="bodytext">Hinweis: Vorsicht mit Entspannungsübungen. Es gibt Hinweise, dass autogenes Training oder die Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen die RLS-Beschwerden verschlechtern können. Wer dies nach Entspannungseinheiten bemerkt, sollte darauf lieber verzichten. </p><p class="bodytext"><strong>Wann Medikamente ran müssen</strong> </p><p class="bodytext"> In manchen Fällen bleiben die Beschwerden trotz allgemeiner Maßnahmen und Eisengabe bestehen. Ist der Leidensdruck groß, sind im Gehirn wirkende Medikamente angezeigt. Dabei müssen jedoch die teils ausgeprägten unerwünschten Wirkungen der Medikamente bedacht und frühzeitig erkannt werden, um darauf zu reagieren. </p><p class="bodytext"><strong>Dopaminagonisten.</strong> Als Mittel der ersten Wahl gelten Dopaminagonisten. Sie werden eineinhalb bis zwei Stunden vor dem üblichen Beginn der Beschwerden eingenommen (Pramipexol oder Ropinirol) oder als Pflaster (Rotigotin) täglich neu aufgeklebt. Dabei verordnet die Ärzt*in die niedrigst wirksame Dosis, um eine sog. Augmentation zu vermeiden. Diese typische Komplikation der dopaminergen Therapie zeigt sich darin, dass die Beschwerden mit der Zeit deutlich früher beginnen, sich auf andere Körperteile ausbreiten, zunehmen oder die Wirkung der dopaminergen Substanz nachlässt. </p><p class="bodytext">Dopaminagonisten haben weitere Nebenwirkungen, die Patient*innen kennen müssen. In den ersten Wochen der Behandlung kann es zu Übelkeit, Schwindel und Benommenheit kommen. Bleiben diese unerwünschten Wirkungen bestehen, muss die Ärzt*in das Präparat absetzen oder austauschen. Eine weitere ernstzunehmende Nebenwirkung sind Impulskontrollstörungen, die bei jeder vierten Betroffenen auftreten. Dabei handelt es sich z. B. um Spiel- und Kaufsucht, zwanghaftes Essen und eine Steigerung der Libido. Kommt es dazu, muss die behandelnde Ärzt*in informiert und der Dopaminagonist ebenfalls abgesetzt werden. </p><p class="bodytext">Nach ärztlicher Rücksprache sofort abgesetzt wird der Dopaminagonist, wenn die Patient*in nachts wacher ist als ohne Therapie und die Tagesmüdigkeit erheblich zunimmt. Das Gleiche gilt, wenn es am Tag zu Schlafattacken kommt, die das Autofahren unmöglich machen. </p><p class="bodytext"><strong>Gabapentinoide. </strong>Pregabalin und Gabapentin sind wirksam gegen RLS-Beschwerden, in Deutschland dafür aber nicht zugelassen. Ihr Off-Label-Einsatz gilt den aktuellen Leitlinien zufolge als gerechtfertigt, wenn Dopaminagonisten z.B. aufgrund von Impulskontrollstörungen nicht gegeben werden können oder die Schmerzen besonders ausgeprägt sind. Vor allem bei älteren Patient*innen führen Gabapentinoide allerdings zu Schwindel, Gangstörungen, Benommenheit und Sehstörungen. </p><p class="bodytext"><strong>Opioide.</strong> Die Kombination von Oxycodon und Naloxon gilt als sicher und effektiv bei der Behandlung des RLS. Sie ist als zweite Wahl zugelassen, d.h. wenn andere Therapien versagt haben oder aufgrund von Nebenwirkungen nicht möglich sind. Neben unerwünschten Wirkungen wie Schwitzen, Juckreiz, Müdigkeit und Benommenheit droht bei chronischer Einnahme von Opioiden eine körperliche und psychische Abhängigkeit. </p><p class="bodytext">Neben diesen Wirkstoffen empfiehlt die RLS-Leitlinie zur Behandlung zwei nicht-medikamentöse Verfahren. So bessert die regelmäßige Bestrahlung der Beine mit Infrarotlicht die Beschwerden. Dahinter steckt vermutlich die Wirkung von Stickstoffmonoxid auf die Gefäße. Auch die transkutane spinale Gleichstromstimulation soll RLS-Beschwerden bessern. Dabei werden über der Wirbelsäule zwei Flächenelektroden aufgeklebt und niedrig dosierte Ströme appliziert. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Immer wieder werden auch Cannabinoide, Magnesium oder Benzodiazepine zur Behandlung des RLS vorgeschlagen. Aufgrund fehlender Wirknachweise empfiehlt die Leitlinie diese Therapien bisher nicht. Das Gleiche gilt für Laser- und Kältetherapien, Akupunktur und die pneumatische Kompression der Beine. </p><p class="bodytext">Quellen: <a href="https://register.awmf.org/assets/guidelines/030-081l_S2k_Restless-Legs-Syndrom_2022-12.pdf" target="_blank">Leitlinie</a>, <a href="https://www.restless-legs.org/" target="_blank">Deutsche Restless Legs Vereinigung </a></p>

Was hilft bei vergrößerter Prostata?

<p class="bodytext">Häufiger Harndrang, nächtliches Wasserlassen und ein schwacher Harnstrahl sind die typischen Beschwerden bei einer vergrößerten Prostata. In frühen Stadien helfen Allgemeinmaßnahmen, Medikamente und Pflanzenextrakte. Doch was kann man von der konservativen Therapie erwarten? Und wann muss operiert werden? </p><p class="bodytext"><strong>Sie wächst und wächst und wächst … </strong> </p><p class="bodytext">Die Prostata oder auch Vorsteherdrüse gehört zu den inneren Geschlechtsorganen des Mannes. Sie sitzt direkt unter der Blase und umschließt die daraus abgehende Harnröhre. Von dort aus gibt sie ein Sekret ab, das die Spermien nährt und sie vor dem sauren Sekret in der Scheide schützt. Außerdem ziehen sich die Muskelzellen der Prostata beim Orgasmus zusammen. Dadurch wird der Samenerguss ruckartig durch die Harnröhre ausgestoßen. Die Kontraktion der Prostata verhindert gleichzeitig, dass das Sperma in die falsche Richtung, nämlich in die Blase fließt. </p><p class="bodytext">Beim gesunden jungen Mann ist die Prostata mit einem Durchmesser von 3,5 cm etwa kastaniengroß. Doch ab dem 30. Lebensjahr beginnt die Drüse, sich bei vielen Männern zu vergrößern. Die Ursache dafür ist noch unklar. Von einer solchen gutartigen Prostatavergrößerung (benigne Prostatahypertrophie, BPH) sind bei den 60-Jährigen etwa 45% betroffen, bei den 70-Jährigen etwa 70% und bei den 80-Jährigen sogar 80%. </p><p class="bodytext">Eine leichte BPH muss keine Beschwerden machen. Ab einem gewissen Volumen engt eine vergrößerte Prostata jedoch die Harnröhre ein. Das stört das Wasserlassen, die Blase lässt sich irgendwann nicht mehr komplett entleeren. In diesem Stadium spricht man vom gutartigen (benignen) Prostata-Syndrom (BPS). Dies sind die typischen Beschwerden: </p><p class="bodytext"><ul><li>lästiger Harndrang</li><li>häufiges, auch vermehrt nächtliches Wasserlassen</li><li>schwacher bis tröpfelnder Harnstrahl, Nachträufeln</li><li>erschwertes, manchmal schmerzhaftes Wasserlassen</li><li>Gefühl, dass die Blase nicht vollständig entleert wird (Restharn). </li></ul> </p><p class="bodytext"> </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> In sehr seltenen Fällen löst eine vergrößerte Prostata einen kompletten Harnverhalt aus. Dann kann man trotz hohem Blasendruck und starken Schmerzen kein Wasser lassen. Bei diesem Notfall legt die Ärzt*in zunächst einen Urinkatheter durch die Harnröhre und lässt den Harn so aus der Blase ab. Einige Tage später wird dann meist die Prostata operativ verkleinert. </p><p class="bodytext"><strong>Erst die Diagnose!</strong> </p><p class="bodytext"> Kommt es zu den oben genannten Beschwerden, sollten diese – auch wenn sie nur mild sind - ärztlich abgeklärt werden. Zwar steckt sehr häufig eine gutartige Prostatavergrößerung dahinter. Probleme beim Wasserlassen können aber andere Ursachen haben. Dazu gehören z.B. Harnsteine, Harnwegsinfektionen und die Entzündung der Prostata (Prostatitis), aber auch bösartige Prostatageschwülste wie der Prostatakrebs. </p><p class="bodytext">Steht die Diagnose BPS, wird sie je nach Beschwerden in verschiedene Stadien eingeteilt. Danach richten sich dann auch die Behandlungsoptionen. </p><p class="bodytext"><ul><li>Im Stadium 1 (Reizblasenstadium) kommt es nur zu ausgeprägtem Harndrang und häufigem Wasserlassen, auch nachts. </li><li>Im Stadium 2 (Restharnstadium) ist die Harnröhre schon so verengt, dass immer Restharn in der Blase bleibt. Hier drohen Blaseninfektionen und Blasensteine.</li><li>Im Stadium 3 (Dekompensationsstadium) ist der Harnabfluss aus der Blase so stark gestört, dass sich der Urin von der Blase zurück in Harnleitern und Niere staut. Deshalb spricht man auch von einer Überlaufblase. Der Rückstau bringt die Niere in Gefahr, im schlimmsten Fall droht ein Nierenversagen.</li></ul> </p><p class="bodytext"> <strong>Vom Beobachten bis zur Operation </strong> </p><p class="bodytext">Die Behandlung der vergrößerten Prostata richtet sich nach dem Ausmaß der Beschwerden und reicht vom „aktiven Beobachten“ mit regelmäßigen Kontrollen über die Einnahme pflanzlicher Arzneimittel und Medikamente bis zur Operation. In allen Stadien sind folgende Allgemeinmaßnahmen sinnvoll: </p><p class="bodytext"><ul><li>Vor dem Schlafengehen weniger trinken. Die empfohlene Trinkmenge von 1,5 Litern über den Tag verteilen.</li><li>Alkohol, Kaffee und grünen/schwarzen Tee nur in Maßen konsumieren. Sie entwässern stark und fördern dadurch den Harndrang.</li><li>Direkt nach dem Wasserlassen einen kurzen Moment warten und dann noch einmal versuchen, zu urinieren. Damit entleert sich die Blase besser. </li><li>Die Harnröhre nach dem Urinieren ausstreichen. </li><li>Die Blase trainieren. Die Speicherfähigkeit der Blase lässt sich erhöhen, indem man den Toilettengang beim Harndrang etwas hinauszögert. </li></ul> </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Manche für andere Erkrankungen eingenommenen Medikamente verstärken die Prostatabeschwerden, indem sie (ungewünscht) entwässern oder auf die Blase wirken. Es macht deshalb Sinn, alle einzunehmenden Präparate von der Ärzt*in darauf zu prüfen zu lassen. </p><p class="bodytext"><strong>Chemisch oder pflanzlich? </strong> </p><p class="bodytext">In Stadium 1 und bei leichten Formen des Restharnstadiums (Stadium 2) reicht ergänzend zu den oben genannten Allgemeinmaßnahmen eine konservative Therapie mit Medikamenten meist aus. Bei den verschreibungspflichtigen Wirkstoffen unterscheidet man folgende Gruppen: </p><p class="bodytext"><strong>Alpha-1-Blocker </strong>entspannen die Muskulatur an Prostata und Harnröhre und verbessern dadurch den Urinabfluss. Sie wirken deshalb relativ schnell. Die Größe der Prostata verändern sie nicht. Schwindel, Müdigkeit und Kopfschmerzen sind ihre typischen Nebenwirkungen. </p><p class="bodytext"><strong>5-alpha-Reduktasehemmer </strong>hemmen den wachstumsfördernden Einfluss von Testosteron auf die Prostata. Die Prostata wird nicht größer, bei manchen Patienten schrumpft sie sogar wieder. Bis sich dadurch die Beschwerden bessern, dauert es bis zu einem Jahr. Wichtige Nebenwirkung dieser Substanzgruppe sind Libidoverlust und erektile Dysfunktion. </p><p class="bodytext">Da sich Alpha-1-Blocker und 5-alpha-Reduktasehemmer in ihrer Wirkung ergänzen, verordnet die Ärzt*in häufig eine Kombinationstherapie aus beiden Wirkstoffen. Auf diese Weise werden die Beschwerden rasch gelindert und das Fortschreiten der Prostatavergrößerung aufgehalten. </p><p class="bodytext">Zu den weiteren chemischen Wirkstoffen gehören <strong>Antimuskarinika</strong>. Sie entspannen die Blasenmuskulatur und bessern Beschwerden wie Harndrang und häufiges Wasserlassen. Als Nebenwirkung verursachen sie Mundtrockenheit. Auch <strong>Phosphodiesterase-Typ 5-Hemmer</strong> sind effektiv bei BPS. Sie entspannen die Muskelzellen des unteren Harntrakt und lindern dadurch die Beschwerden. Ob sie einen Einfluss auf die Prostatagröße haben, ist noch nicht bekannt. Häufige unerwünschte Wirkungen bei Phosphodiesterasehemmern sind Kopfschmerzen und Hitzewallungen. </p><p class="bodytext">Manche Männer mit BPS möchten keine chemischen Medikamente einnehmen, sondern lieber natürliche Wirkstoffe. In Deutschland werden bei Prostatabeschwerden vor allem Extrakte aus folgenden Pflanzen eingesetzt: </p><p class="bodytext"><ul><li>Sägepalmenfrüchte</li><li>Brennnesselwurzeln </li><li>Kürbissamen </li><li>Gräserpollen, Roggenpollen. </li></ul> </p><p class="bodytext">Wie gut pflanzliche Extrake bei BPS helfen, wird unterschiedlich beurteilt. Zumindest in Laborversuchen konnten verschiedene Wirkungen nachgewiesen werden. Dazu gehörten z.B. entzündungshemmende und antihormonelle Effekte. Sägepalmenextrakt hatte zudem einen Einfluss auf die glatte Muskulatur im Bereich von Prostata und Blasenmuske, Kürbiskerne waren antioxidativ. In klinischen Studien mit Patienten waren die Ergebnisse jedoch unterschiedlich. So zeigten sich in einigen Untersuchungen positive Effekte auf die Beschwerden des Wasserlassens und die Lebensqualität. Für keines der pflanzlichen Extrakte konnte jedoch nachgewiesen werden, dass sie das Fortschreiten der Prostatavergrößerung aufhalten. Aufgrund der unbefriedigenden Datenlage werden seit 2004 pflanzliche Extrakte zur Behandlung des BPS von den allermeisten Krankenkassen nicht mehr erstattet. </p><p class="bodytext">Die Extrakte sind alle gut verträglich. Deswegen spricht nichts dagegen, es bei sehr milden BPS-Beschwerden zunächst mit einer pflanzlichen Behandlung versuchen. Die Wirkstoffe stehen als Monotherapie und als Kombinationspräparate (z.B. Extrakte aus Sägepalmenfrüchten und Brennnesselwurzel) zur Verfügung. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Pflanzliche Extrakte für die Prostata gibt es in einer großen Vielzahl. Für die bestmögliche Auswahl sollte man sich in der Apotheke beraten lassen. </p><p class="bodytext"><strong>Wenn Medikamente nicht ausreichen </strong> </p><p class="bodytext">Um drohende Blasen- und Nierenschäden abzuwenden, muss spätestens im Stadium 3 die Prostata mit einer Operation verkleinert werden. Auch im Stadium 2 ist dies häufig ratsam, z.B. wenn die Restharnmenge zu groß wird oder der Blasenauslassmuskel zu dick. </p><p class="bodytext">Für die operative Therapie gibt es verschiedene Verfahren. Am häufigsten nutzt man dabei den Weg über die Harnröhre. Die Chirurg*in geht also mit einem Endoskop in die Harnröhre ein und trägt von dort die Prostata mithilfe von Strom, Mikrowellen oder einem Laser schichtweise ab. Manchmal wird das Prostatagewebe auch nur eingeschnitten, um der Harnröhre mehr Platz zu verschaffen. </p><p class="bodytext">Ist die Prostata sehr groß, muss offen operiert werden. Das heißt, dass der Chirurg sich über einen Schnitt Zugang zur Prostata verschafft. Entweder wird die Prostata dann komplett entfernt oder nur ein Teil des Gewebes. Ein neueres Verfahren ist der künstliche Verschluss (Embolisation) der Prostatagefäße (Prostata-Arterien-Embolisation, PAE). Durch die verminderte Blutversorgung sterben Teile der Prostata ab, wodurch diese schrumpft. </p><p class="bodytext">Quellen: Jenett-Siems K, DAZ 2022, 14:32, Leitlinien Konservative und medikamentöse Therapie des benignen Prostatasyndroms </p>

So löscht man Sodbrennen

<p class="bodytext">Ob nach einer üppigen Mahlzeit oder zu viel Kaffee: Sodbrennen kennt jeder. Taucht es gelegentlich auf, reichen meist Hausmittel oder rezeptfreie Wirkstoffe aus der Apotheke. Wer ab er regelmäßig unter Sodbrennen leidet, sollte es besser ärztlich abklären. </p><p class="bodytext"><strong>Wie sich das Brennen seinen Weg bahnt </strong> </p><p class="bodytext">Eigentlich ist der Weg in den Magen eine Einbahnstraße. Dafür sorgt ein Schließmuskel im Bereich der unteren Speiseröhre. Er öffnet sich nur, wenn Nahrung und Flüssigkeit abgeschluckt wird.. Danach verschließt er sich wieder und verhindert so, dass Mageninhalt in die Speiseröhre gelangt. </p><p class="bodytext">Ist dieser Mechanismus gestört, kann saurer Mageninhalt in die Speiseröhre aufsteigen und brennende Schmerzen hinter dem Brustbein verursachen – das Sodbrennen. Begünstigt wird dieser auch Reflux genannte Vorgang durch drei Faktoren, die einzeln und kombiniert zum Tragen kommen: </p><p class="bodytext"><ul><li>Zu hohe Produktion der Magensäure durch bestimmte Speisen und Getränke. Zu regelrechten „Säurelockern“ gehören Kaffee und Alkohol sowie stark gewürzte oder fettige Speisen. Aber auch Schokolade und kohlensäurehaltige Getränke können die Magensäureproduktion ankurbeln.</li><li>Öffnung des unteren Speiseröhren-Verschlusses. Manche Arzneimittel senken die Spannung des unteren Speiseröhren-Schließmuskels und ermöglichen damit das Zurückfließen des Mageninhalts. Dazu gehören beispielsweise einige Antidepressiva, die „Pille“, Herzpräparate wie Kalziumkanalblocker und Nitrate.</li><li>Verhalten und Zustände, die die Funktion des Speiseröhrenschließmuskels beeinflussen. Hiermit sind Faktoren gemeint, die den Druck im Bauch erhöhen. Das ist zum Beispiel der Fall in der Schwangerschaft, bei Übergewicht, durch Vorneüberbeugen, im Liegen oder beim Tragen von stark einengenden Hosen. </li></ul> </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Auch Rauchen fördert Sodbrennen: Nikotin lässt den Schließmuskel erschlaffen und öffnet dem Reflux den Weg. Zudem reduziert Rauchen die Speichelproduktion und damit die Schutzschicht auf den Schleimhäuten der Verdauungsorgane. Schadstoffe, die aus dem Rauch über den Speichel in die Speiseröhre gelangen, reizen die Schleimhaut zusätzlich. </p><p class="bodytext"><strong>Vom Reflux zur Krankheit </strong> </p><p class="bodytext">Viele Gründe für Sodbrennen sind also harmlos und lassen sich leicht beseitigen. Treten die Beschwerden allerdings mindestens ein- bis zweimal pro Woche auf, spricht man von einer gastroösophagealen Refluxkrankheit (GERD). Diese muss behandelt werden, weil sonst Schleimhautschäden an der Speiseröhre drohen. Diese sind dann wiederum ein Ausgangspunkt für weitere ernsthafte Erkrankungen. Sie reichen von blutenden Schleimhautgeschwüren über die narbige Verengung der Speiseröhre bis hin zu Speiseröhrenkrebs. </p><p class="bodytext">Doch Sodbrennen begünstigt Krankheiten nicht nur. Es kann auch Symptom einer schon bestehenden Erkrankung von Magen oder Speiseröhre sein. Auch deshalb sollte wiederholtes Sodbrennen ärztlich kontrolliert werden. Zu den möglichen Ursachen gehören zum Beispiel der Zwerchfellbruch, aber auch der Reizmagen, die Magenschleimhautentzündung oder Ausstülpungen in der Speiseröhrenwand. </p><p class="bodytext"> <strong>Hinweis: </strong>Auch gelegentliches Sodbrennen kann bereits ein Warnzeichen sein, wenn es von Reizhusten, einer belegten Stimme oder einem schlechten Geschmack im Mund begleitet wird. Dies alles können Hinweise darauf sein, dass etwas mit dem Magen nicht in Ordnung ist. </p><p class="bodytext"><strong>Hausmittel für den akuten Fall </strong> </p><p class="bodytext">Muss Sodbrennen nicht ärztlich behandelt werden, gibt es viele Hausmittel gegen die Beschwerden. Bewährt haben sich: </p><p class="bodytext"><ul><li>Lauwarmes, stilles Wasser trinken. Dadurch gelangt die Säure wieder in den Magen, wo sie durch das Wasser verdünnt wird.</li><li>Statt Wasser ist auch Kamillentee günstig, dieser wirkt zusätzlich krampflösend und beruhigt die gereizte Schleimhaut. • Stärkehaltige Nahrungsmittel wie Weißbrot, Zwieback oder Bananen können die überschüssige Magensäure binden.</li><li>Kaugummikauen vergrößert die Speichelmenge und verdünnt die Säure. </li></ul> </p><p class="bodytext">Zusätzlich kann man versuchen, Sodbrennen mit Allgemeinmaßnahmen entgegenzuwirken bzw. vorzubeugen. Ihre Effektivität ist allerdings umstritten. Doch ausprobieren lohnt sich - immerhin sind sie im Gegensatz zu Medikamenten frei von Risiken und Nebenwirkungen. Empfohlen werden </p><p class="bodytext"><ul><li>Gewichtsreduktion bei Übergewicht</li><li>Erhöhung des Kopfendes des Bettes</li><li>Verzicht auf Mahlzeiten zwei bis drei Stunden vor dem Zu-Bett-Gehen</li><li>Verzicht auf Alkohol und Nikotin. </li></ul> </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Natron neutralisiert die Magensäure. Deshalb wurde es früher oft bei Sodbrennen empfohlen. Heute rät man davon eher ab, weil durch Natron CO2 entsteht und der Druck im Magen erhöht wird — wodurch erneut Reflux droht. </p><p class="bodytext"> <strong>Medikamente gegen das Brennen </strong> </p><p class="bodytext">Bleiben Hausmittel und Allgemeinmaßnahmen ohne ausreichende Wirkung, kommen Medikamente ins Spiel. Prinzipiell lässt sich Sodbrennen auf zwei Wegen behandeln: Entweder man neutralisiert die Säure mit sogenannten Antazida, oder man drosselt ihre Produktion mit Protonenpumpenhemmern bzw. H2-Blockern. </p><p class="bodytext"><strong>Antazida.</strong> Neutralisierende Mittel beruhen auf dem Prinzip, dass sie die Magensäure durch die Zugabe einer Base neutralisieren (chemisch „puffern“). Sie sind sehr beliebt, weil sie die Beschwerden rasch lindern. Ihr Nachteil ist allerdings, dass sie nur ein bis drei Stunden lang wirken. Konventionelle Vertreter aus Natriumhydrogen-, Kalzium- oder Magnesiumcarbonat haben zudem den Nachteil, dass es nach der Pufferwirkung zu einem reflexartigen Anstieg der Magensäure kommt. Außerdem verursachen sie häufig Blähungen. Ein neues Produkt aus Kalzium- und Magnesiumcarbonat und Feigenkaktus-Extrakt bildet zusätzlich einen Film, der die Schleimhaut vor Magensäure schützt. Andere schleimhautschützende Wirkstoffe wie Magaldrat und Hydrotalcit binden zusätzlich das Magenenzym Pepsin und Gallensäuren. </p><p class="bodytext">Allgemein gelten für Antazida folgende Einnahmehinweise: </p><p class="bodytext"><ul><li>Kautabletten gründlich zerkauen. Nur so verteilen sich die Wirkstoffe gut im Magen.</li><li>Beutel mit Suspensionen müssen vor Gebrauch gut durchgeknetet werden.</li><li>Die Einnahme von Antazida sollte ein bis zwei Stunden nach der Mahlzeit erfolgen. </li></ul> </p><p class="bodytext">Für Patienten, die aufgrund eines gestörten Schließmuskels an Sodbrennen leiden, gibt es als Behandlungsoption noch die Alginate. Diese legen sich wie ein Geldeckel auf den Mageninhalt und verhindern so, dass Magenbrei und -säure in die Speiseröhre zurückfließen. Alginate sind gut verträglich und dürfen auch in der Schwangerschaft eingenommen werden. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Nehmen Sie Antazida nicht auf Dauer und in hoher Dosierung ein! Durch die darin enthaltenen Kalzium- und Magnesiumsalze kann es vor allem bei Nierenfunktionsstörungen zu erhöhten Kalzium- und Magnesiumspiegeln im Blut kommen, die schwere gesundheitliche Folgen nach sich ziehen. </p><p class="bodytext"><strong>Die Produktion drosseln</strong> </p><p class="bodytext"> <strong>Protonenpumpenhemmer und H2-Blocker.</strong> Beide Wirkstoffgruppen reduzieren die Produktion der Magensäure. Damit setzen sie sozusagen an der Wurzel des Übels an. Am wirksamsten sind Protonenpumpenhemmer (PPI). Sie binden an die Protonenpumpen der Magenzellen, bremsen die Sekretion von Protonen (H+) in den Magen und damit die Entstehung der Säure. </p><p class="bodytext">Gegen Sodbrennen dürfen sie im Rahmen der Selbstmedikation zwei Wochen, unter ärztlicher Aufsicht auch bis zu vier Wochen lang eingenommen werden. Am besten schluckt man PPI vor der Mahlzeit. Wichtig ist zudem, sich an die Anweisungen im jeweiligen Beipackzettel zu halten. PPI gelten vor allem bei kurzfristiger Einnahme als gut verträglich. </p><p class="bodytext">Langfristig ist zu beachten, dass die therapeutisch gewünschte Verringerung der Säure die Aufnahme von Arzneimitteln und Mikronährstoffen beeinflussen kann: </p><p class="bodytext"><ul><li>So soll dadurch beispielsweise die Aufnahme von Kalzium und Vitamin D beeinträchtigt sein. Bei Menschen mit Osteoporoserisiko ist unter PPI-Einnahme auf die ausreichende Zufuhr von Kalzium und Vitamin D zu achten.</li><li>Auch die Aufnahme von Vitamin B12 ist säureabhängig. Hier zeigt sich ein Mangel in Konzentrationsstörungen, Haarausfall, Mundwinkeleinrisse bis hin zur Blutarmut. Vegetarier, ältere Menschen und Patienten mit Nieren- oder Darmerkrankungen haben ein erhöhtes Risiko für einen Vitamin B12-Mangel. Bei ihnen sind unter PPI die Blutwerte zu prüfen und das Vitamin eventuell zu substituieren.</li><li>Wer länger als ein Jahr PPI einnimmt, kann einen Magnesiummangel entwickeln. Bei Gefühlsstörungen wie Kribbeln, Muskelschwäche oder Herzrasen sollten auch hier die Blutspiegel kontrolliert werden.</li><li>Last but not least können PPI auf Dauer zu einem Eisenmangel mit all seinen Beschwerden von Müdigkeit, Haarausfall bis Blutarmut führen. </li></ul> </p><p class="bodytext">Alternative zu den PPI sind H2-Blocker. Sie hemmen die Säureproduktion, indem sie an den säureproduzierenden Magenzellen andocken. Ihr Vorteil ist, dass sie vor allem nachts wirken, und zwar nach abendlicher Einnahme etwa zehn bis zwölf Stunden. Insgesamt sind sie allerdings weniger effektiv als PPI und werden deshalb seltener verordnet. </p><p class="bodytext"><strong>Wenn gar nichts hilft: Operation </strong> </p><p class="bodytext">Manchmal lässt sich der Reflux durch keine der genannten Maßnahmen oder Medikamente eindämmen. Dann ist die Reflux-Operation eine Option, um die Lebensqualität zu verbessern und die Schleimhaut der Speiseröhre vor Schäden zu schützen. Bei der sogenannten Fundoplicatio legt die Operateur*in einen Teil des Magens wie eine Manschette um den Schließmuskel der Speiseröhre. Wenn sich der Magen dann beim Essen füllt, dehnt sich dieser Bereich wie ein Kissen aus und verhindert das Zurückfließen des Mageninhalts. </p><p class="bodytext">Dieses Verfahren ist durchaus wirkungsvoll: Bei über drei Viertel der Operierten sind die Beschwerden auch zehn Jahre danach deutlich geringer oder sogar verschwunden. Auch objektiv lässt sich ein Effekt nachweisen. Bei knapp 90 % der Patient*innen verbessert sich der im Magen gemessene Säuregehalt, bei 70% normalisiert er sich sogar. </p><p class="bodytext">DAZ 2021, Nr. 49, S. 46</p>

Was tun, wenn die Mundrose blüht?

<p class="bodytext">Eigentlich ist die Mundrose eine harmlose, nicht ansteckende Erkrankung. Trotzdem ist sie tückisch: Denn wer versucht, die roten Papeln und Pusteln um Mund oder Nase mit Pflegecremes oder gar Kortison zu vertreiben, verschärft das Problem. Stattdessen ist bei der Mundrose konsequente Nulltherapie angesagt. Wie die aussieht und wann zusätzlich Antibiotika oder Vitamin-A-Säure erforderlich sind, erfahren Sie im aktuellen Ratgeber. </p><p class="bodytext"><strong>Papeln und Pusteln um Nase und Mund </strong> </p><p class="bodytext">Eine Mundrose ist nicht zu übersehen: Sie sitzt mitten im Gesicht und wird von den Betroffenen deshalb als überaus störend empfunden. Meist bilden sich die Papeln und Pusteln rund um den Mund (lateinisch „perioral“), weshalb die Erkrankung medizinisch „Dermatitis (für Hautentzündung) perioralis “ heißt. Manchmal sind aber auch die Bereiche neben der Nase oder den Augen betroffen. Bei schwerer Ausprägung verbreiten sich die Hauterscheinungen sogar bis hinter die Ohren oder unter das Kinn. </p><p class="bodytext">Die Papeln der Mundrose sind rötliche und wenige Millimeter große Knötchen, die unter der meist geröteteten, geschwollenen oder geschuppten Haut sitzen. Zu den Papeln gesellen sich gern Pusteln, d.h. kleine Hohlräume, die manchmal auch mit Eiter gefüllt sind. Ganz typisch für die Erkrankung ist der weiße Randsaum um den Mund. Er entsteht dadurch, dass um das Lippenrot herum ein etwa zwei Millimeter breiter Streifen von den Papeln verschont bleibt. Leider kann man die Mundrose nicht nur sehen, sondern auch spüren: Die betroffene Haut spannt und brennt, und manchmal juckt sie auch. </p><p class="bodytext">Was die Mundrose verursacht, ist unklar. Wichtigster Faktor ist wahrscheinlich eine Hautreizung durch übermäßigen Gebrauch von Hautpflegeprodukten, Kosmetika oder Sonnenschutzmitteln. Dadurch wird ein Teufelskreis ausgelöst: Die Pflegeprodukte stören die Hautbarriere, was letztlich zu einer Entzündungsreaktion führt. Dem versuchen die Betroffenen mit vermehrter Hautpflege entgegenzuwirken – und verstärken die Reizung und damit die Beschwerden weiter. </p><p class="bodytext">Frauen zwischen 16 und 45 Jahren sind besonders gefährdet, an Mundrose zu erkranken. Denn vor allem diese Altersgruppe greift häufig zu Hautpflegeprodukten und Kosmetika. Bei Stewardessen und Mannequins ist die Mundrose fast schon eine „Berufskrankheit“. deshalb ist sie auch unter dem Namen Stewardessen- oder Mannequinkrankheit bekannt. Neben einem Zuviel an Kosmetika soll aber auch eine allergische Veranlagung die Mundrose begünstigen. </p><p class="bodytext">Meist verläuft die Erkrankung schubweise über mehrere Monate. Mal blüht sie mehr auf, mal wird sie weniger. Das hängt auch von äußeren Faktoren ab: Sonnenlicht etwa verstärkt die die Beschwerden oft. Und in Coronazeiten triggern Mund-Nasen-Masken die Mundrose. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Auch Kortison kann eine Mundrose auslösen. Die Erkrankung tritt gar nicht so selten nach der Behandlung von Gesichtsekzemen mit Kortisoncremes auf. </p><p class="bodytext"><strong>Ist es überhaupt eine Mundrose? </strong> </p><p class="bodytext">Ob es sich bei den störenden Papeln tatsächlich nur um eine Mundrose handelt, muss die Hautärzt*in entscheiden. Meist reichen Krankengeschichte und das Erscheinungsbild mit dem typischen Randsaum aus, um die Mundrose von anderen, ähnlich aussehenden Krankheiten abzugrenzen. Dazu gehören beispielsweise </p><p class="bodytext"><ul><li>Rosazea. Hier findet man meist zusätzlich erweiterte und geplatzte Äderchen und vergrößerte Talgdrüsen.</li><li>Neurodermitis (atopisches Ekzem). Hier überwiegt der Juckreiz und meist wird die Erkrankung bei Pollenflug oder Tierhaarkontakt schlimmer.</li><li>Milbenbefall. Der ist in der Regel nur einseitig, außerdem lassen sich winzige Milbengänge erkennen.</li><li><strong>Lippenleckekzem.</strong> Hier reichen die nässenden Hautveränderungen bis an das Lippenrot heran. Außerdem sind meist Säuglinge oder Kleinkinder mit bekannter Neurodermitis betroffen. </li><li><strong>Seborrhoisches Ekzem.</strong> Dabei dominieren gelblich-fettige Schuppen, zudem tritt die Erkrankung meist auch an den Augenbrauen und am Kopf auf. </li></ul> </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Nur in seltenen Fällen ist es erforderlich, eine Gewebeprobe aus der befallenen Haut zu entnehmen und diese unter dem Mikroskop zu untersuchen. </p><p class="bodytext"><strong>Stufentherapie nach Schweregrad </strong> </p><p class="bodytext">Steht die Diagnose, misst die Ärzt*in den Schweregrad der Erkrankung mit einem speziellen Score, dem PODSI. Bewertet werden dabei Hautrötung, Papeln und Schuppung in 0,5-er Schritten von 0 (nicht vorhanden) bis 3 (stark ausgeprägt). Zählt man die Punkte zusammen, ergibt sich der Gesamtwert und damit der Grad der Mundrose. Bei Werten von 0,5–2,5 spricht man von einer leichten Mundrose, bei 3–5,5 Punkten handelt es sich um eine mittelschwere, bei 6-9 um eine schwere Form. Der Schweregrad ist wichtig für die Therapie, die in Stufen erfolgt: </p><p class="bodytext"><ul><li>leichte Mundrose: Nulltherapie (1. Stufe)</li><li>mittelschwere Mundrose: Nulltherapie plus Lokalbehandlung mit Salben, Gelen oder Cremes (2. Stufe)</li><li>schwere Mundrose: Nulltherapie plus Lokalbehandlung plus Einnahme von Tabletten (3. Stufe). </li></ul> </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Mit dem PODSI lässt sich auch der Therapieerfolg prüfen. Bessert sich der Wert nach drei Wochen Behandlung nicht, wird die nächst höhere Therapiestufe empfohlen. </p><p class="bodytext"><strong>1.Stufe: Nulltherapie</strong> Nulltherapie heißt tatsächlich, alle Kosmetika zu meiden. Dazu gehören Hautpflegeprodukte, Peelings, Masken, Make-up und tönende Cremes genauso wie Parfüm und sogar Raumdüfte. Einfach „nichts“ zu tun ist für die Betroffenen oft eine besondere Herausforderung. Trotzdem sollte man sich daran halten, denn nur dann besteht Aussicht auf Erfolg. Allerdings braucht man eine gehörige Portion Geduld: die Abheilung dauert im Regelfall mehrere Wochen. </p><p class="bodytext">Für die Reinigung der Gesichtshaut empfehlen Hautärzt*innen, nur klares, lauwarmes Wasser zu verwenden. Nützlich ist dabei ein Mikrofasertuch. Wer gar nicht auf eine Waschsubstanz verzichten möchte, kann statt zur Seife zu einem Syndet greifen. Diese waschaktiven Substanzen werden chemisch hergestellt, haben einen günstigeren pH-Wert und lösen seltener Allergien aus. Bei der Auswahl des geeigneten Präparates hilft Ihre Apotheker*in gerne. </p><p class="bodytext">Um die gestresste Haut nicht zusätzlich zu reizen, darf sie nach dem Waschen nur vorsichtig trockengetupft werden. Sind die Spannungsgefühle sehr stark, können Schwarzteeumschläge helfen. Dazu tränkt man Kompressen mit schwarzem Tee (stark aufgebrüht, aber abgekühlt!) und legt sie mehrmals täglich für 10 bis 15 Minuten auf die Haut. </p><p class="bodytext">Ist trotzdem noch eine Pflege erforderlich, sind nur einzelne, gut verträgliche medizinische Hautpflegemittel erlaubt. Sie müssen komplett frei von Emulgatoren, Duft-, Farb- und Konservierungsstoffen sein. Solche Produkte sind in der Apotheke erhältlich, hier gibt es auch Rat, welches für Sie am besten geeignet ist. </p><p class="bodytext">Zusätzlich ist es wichtig, die Gesichtspartie vor direkter Sonneneinstrahlung zu schützen. Weil Sonnenschutzmittel die Mundrose triggern können, sind diese natürlich verboten. Stattdessen heißt es Sonne meiden oder eine weiche, nicht reizende Mund-Nasen-Maske tragen. </p><p class="bodytext"> <strong>Hinweis:</strong> Bei der Nulltherapie kann sich das Hautbild zuerst verschlechtern. Davon sollte man sich nicht entmutigen lassen – denn nur durch die Kosmetikaabstinenz kann sich die Haut dauerhaft regenerieren. </p><p class="bodytext"><strong>Zweite Stufe mit Lokalbehandlung</strong> </p><p class="bodytext"> Bei mittelschwerer Mundrose (PODSI 3–5,5) kommen lokal Salben, Gele oder Lösungen zum Einsatz. Das Gleiche gilt, wenn bei leichter Mundrose die Nulltherapie nicht greift. Drei Wirkstoffe werden dabei am häufigsten verwendet: Die Antibiotika Metronidazol als Gel und Erythromycin als Lösung oder der Immunmodulator Pimecrolimus als Salbe. Bei all diesen verschreibungspflichtigen Präparaten sind Nebenwirkungen zu beachten. So ist zum Beispiel bei Metronidazol ein guter UV-Schutz wichtig, weil das Präparat sonst an Wirksamkeit verliert. Alle können zudem Hautirritationen und Kontaktallergien auslösen. </p><p class="bodytext">Bevor bei Nicht-Ansprechen der oben genannten Wirkstoffe die Stufe-3-Therapie gewählt wird, verordnen die Ärzt*innen manchmal auch Azelainsäure, Ichthyol oder eine Photodynamische Therapie mit 4-Aminolävulinsäure. Diese Wirkstoffe haben in kleineren Studien gute klinische Effekte gezeigt. Allerdings können sie auch eine Reihe unerwünschter Wirkungen auslösen. Ob sie generell als Therapie empfohlen werden können, müssen größere Studien noch zeigen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Auf keinen Fall sollten Betroffene eine Selbsttherapie mit Kortisoncremes starten. Kortison bessert wegen seinem antientzündlichen Effekt zwar scheinbar zunächst das Hautbild. Weil es die Hautbarriere jedoch stark beeinträchtigt kehren die Symptome bald zurück – und zwar meist noch schlimmer als zuvor. Nicht umsonst gilt eine Kortisontherapie auch als Trigger, also Auslöser, für die Mundrose. </p><p class="bodytext"><strong>Stufe 3: Therapie von innen </strong> </p><p class="bodytext">Bei schwerer Mundrose mit dunkelroter Haut, vielen roten, in Gruppen stehenden Papeln und ausgeprägter Schuppung reicht die äußere Behandlung oft nicht aus. Dann verschreiben die Ärzt*innen Medikamente zum Einnehmen, etwa Antibiotika oder den Vitamin-A-Abkömmling Isotretinoin. </p><p class="bodytext">Bei den Antibiotika stehen für Kinder ab 8 Jahren und Erwachsene z. B. Doxycyclin und Minocyclin zur Auswahl. Für kleinere Kinder und in der Schwangerschaft kommen Makrolide zum Einsatz. Wichtig ist es, die Tabletten nach der ärztlichen Verordnung regelmäßig einzunehmen. </p><p class="bodytext">Das Vitamin-A-Säure-Derivat Isotretinoin ist ein starker Wirkstoff, der aber leider zahlreiche Nebenwirkungen hat. Deshalb sind während der Einnahme regelmäßig Blutbild und Leberwerte zu kontrollieren. Auch die Psyche leidet manchmal unter dem Medikament: Bei einigen Patient*innen löst Isotretinoin Aggressivität, Angst, Stimmungsschwankungen oder Depressionen aus. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Isotretinoin ist in der Schwangerschaft absolut tabu, da es das ungeborene Kind im Mutterleib schwer schädigt. Gebärfähige Frauen, die Isotretinoin benötigen, müssen deswegen unbedingt sicher verhüten – und zwar im gesamten Zeitraum von einem Monat vor Therapiebeginn bis einen Monat nach Therapieende. </p><p class="bodytext"><strong>Vorbeugen ist besser als heilen </strong> </p><p class="bodytext">Die Behandlung einer Mundrose ist langwierig. Die beste Therapie ist deshalb vorbeugen. Wichtig ist vor allem eine gut verträgliche, reizfreie Hautpflege . Je weniger Inhaltsstoffe eine Creme oder Waschlotion hat, desto besser. Für empfindliche Haut besonders geeignete Pflegeserien gibt es in der Apotheke, dort erhält man auch Proben, um die Verträglichkeit zu testen. Außerdem empfiehlt es sich, der Haut immer wieder Zeiten ohne Make-up zu gönnen. Wer dann noch Peelings, mechanische Manipulationen an der Gesichtshaut oder aggressive Masken meidet, hat gute Chancen, von der Mundrose verschont zu bleiben. </p><p class="bodytext">Quellen: DAZ 2020, Nr. 8, S. 32, www.amboss.de </p>

Pflegeversicherung

<p class="bodytext">Aufgrund der wachsenden Zahl älterer und hochbetagter Menschen, mit der auch das Lebensrisiko „Pflegebedürftigkeit“ steigt, wurde 1995 die <strong>Pflegeversicherung</strong> eingeführt. Das Pflegeversicherungsgesetz ist neben der Renten-, Kranken-, Arbeitslosen- und Unfallversicherung die fünfte eigenständige Säule der Sozialversicherung. Die Pflegeversicherung soll das finanzielle Risiko einer Pflegebedürftigkeit absichern und dem Pflegebedürftigen die notwendigen Hilfen ermöglichen. Pflegeleistungen nach dem PflegeVG kann jeder Bedürftige beantragen, der Mitglied einer gesetzlichen Krankenversicherung ist. Träger der Pflegeversicherung sind die Pflegekassen. Ihre Aufgaben werden von den gesetzlichen Krankenkassen wahrgenommen. </p><p class="bodytext">Für Privatversicherte besteht die Verpflichtung zum Abschluss einer privaten Pflegeversicherung. </p><p class="bodytext">Die Leistungen der Pflegeversicherung werden unterschieden nach Art der Leistung, d.&nbsp;h., ob der Pflegebedürftige zu Hause oder stationär versorgt wird, und nach der ermittelten Pflegestufe. Pflegebedürftige, die zu Hause gepflegt werden, können wählen zwischen Sachleistungen (d. h. sie werden komplett von einem ambulanten Pflegedienst versorgt), Geldleistungen (<strong>Pflegegeld</strong>, d.&nbsp;h. sie werden vollständig von Angehörigen oder Bekannten versorgt) oder einer Kombination aus Sach- und Geldleistungen (d. h. ein Teil der Versorgung wird von einem ambulanten Pflegedienst übernommen, ein anderer Teil von Angehörigen). Pflegebedürftige, die in einem Pflegeheim untergebracht sind, haben Anspruch auf vollstationäre Zuschüsse, die sich nach der ermittelten Pflegestufe ergeben. Der Zuschuss ist für pflegebedingte Aufwendungen und eine soziale Betreuung gedacht. Die Kosten für Unterbringung und Verpflegung müssen die Pflegebedürftigen selbst tragen. </p><p class="bodytext">Die Pflegeversicherung zahlt die Kosten für Grundpflege und Sachleistungen (wie z. B. Verbandsmaterial), während die Krankenkasse die Behandlungspflege (ärztlich verordnete Maßnahmen), die Kosten für Medikamente und ärztliche Behandlungen übernimmt. </p><p class="bodytext"> </p><p class="bodytext"><h4>Antragstellung und Gutachterbesuch </h4> </p><p class="bodytext">Um Leistungen aus der Pflegeversicherung zu erhalten, muss bei der Krankenkasse des Betroffenen ein Antrag auf Anerkennung der Pflegebedürftigkeit gestellt werden. Nach Möglichkeit sollte der Antrag gemeinsam mit dem betreuenden Pflegedienst oder dem Hausarzt ausgefüllt werden, denn diese Personengruppen verfügen über Erfahrungen im Umgang mit Krankenkassen und deren Formularwesen. </p><p class="bodytext">Jeder Antragsteller wird von Gutachtern des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen (MDK) zu Hause, im Krankenhaus oder im Heim besucht. Der Besuch wird vorher angekündigt. Die Gutachter prüfen, ob der Betroffene bei den Verrichtungen des täglichen Lebens beeinträchtigt ist und in welchem Umfang. Sie prüfen die Möglichkeiten der medizinischen Rehabilitation und geben Empfehlungen zur Versorgung mit Hilfsmitteln. Beim MDK-Besuch sollte immer eine Vertrauensperson oder der betreuende Pflegedienst anwesend sein, denn viele Betroffene empfinden die Gutachtersituation als peinlich und versuchen, ihren Hilfebedarf zu bagatellisieren. </p><p class="bodytext">Auf der Basis des Gutachtens stellt die Pflegekasse das Vorliegen einer Pflegebedürftigkeit und die Pflegestufe fest. Anhand dieser Einstufung erhält der Betroffene dann Leistungen aus der Pflegeversicherung. Die Leistungen werden rückwirkend ab dem Antragsdatum gewährt. </p>

Ambulante und häusliche Pflege

<p class="bodytext">Die ambulante Pflege ermöglicht alten Menschen, auch bei zunehmender Gebrechlichkeit in der gewohnten Umgebung zu leben. Bei der Auswahl des Pflegediensts gibt es viele Kriterien, die vorher geprüft werden sollten. Neben der Fachkompetenz spielt vor allem Sympathie eine Rolle, wenn dauerhafte Unterstützung in der eigenen Wohnung erforderlich wird. </p><p class="bodytext"><strong>Ambulante Pflegedienste</strong> können pflegende Angehörige bei den täglich zu bewältigenden pflegerischen Verrichtungen unterstützen oder spezielle Pflegetätigkeiten übernehmen. Grundlage hierfür ist ein Vertrag, in dem Leistungen und Kosten detailliert vereinbart werden. Die Pflegekasse übernimmt die Kosten, wenn der Hilfebedarf zuvor von einem Gutachter bestätigt wurde. Dank eines pauschal bewilligten Pflegegelds können Betroffene und deren Angehörige auch eine Kombination aus Angehörigenpflege, professioneller Pflege und zusätzlicher Haushaltshilfe vereinbaren (Pflegeversicherungsgesetz). Pflegedienste vermitteln übrigens auch Kontakte zu Anbietern von „Essen auf Rädern“, zu Fußpflegern, Frisören oder Begleitpersonen für Spaziergänge. </p><p class="bodytext">Eine hilfreiche Einrichtung für Pflegebedürftige ist das <strong>Hausnotrufsystem.</strong> Voraussetzung für die Installation ist lediglich ein Telefonanschluss in der Wohnung. Sowohl an der Basisstation des Telefons als auch an einem tragbaren Funkgerät ist eine Meldetaste eingerichtet, die bei Bedarf nur gedrückt werden muss, um Hilfe herbeizurufen. </p>

Immobilität

<p class="bodytext"> </p><p class="bodytext"><strong>Immobilität</strong><u> (Unbeweglichkeit):</u> Unfähigkeit, sich selbstständig zu bewegen. Häufig Folge eines Unfalls oder einer Erkrankung und damit einhergehender dauerhafter Bettlägerigkeit. Dauerhafte Immobilität führt nicht nur zum Abbau der Muskeln und damit der körperlichen Leistungsfähigkeit, sondern schränkt die Betroffenen massiv in ihrer persönlichen Handlungsfähigkeit und Autonomie ein. Die Folgen sind ein hoher Pflegebedarf und soziale Isolation. </p><p class="bodytext"><p class="selbsthilfe">Unterstützung durch Angehörige </p> </p><p class="bodytext">Das Zauberwort gegen die Unbeweglichkeit heißt <strong>Mobilisierung</strong><u> (Mobilisation).</u> Sie bedeutet in der Praxis harte Arbeit, und zwar sowohl vom (bisher) immobilen, bettlägerigen Patienten als auch von den Angehörigen. Es ist deshalb unerlässlich, dass der Arzt therapiebegleitend eine physiotherapeutische Behandlung verordnet, die mit Hilfestellungen für die Angehörigen verbunden sein sollte. </p><p class="bodytext">Die einzelnen Schritte zur Mobilisierung hängen auch von der Grunderkrankung ab. Sie sind z. B. unter Schlaganfall ausführlich beschrieben. </p><p class="bodytext">Um die Erfolge bei der Mobilisierung nicht gleich wieder durch Hautprobleme und Schmerzen zunichte zu machen, erfordert die Unterstützung bei den Ausscheidungen (Urin, Stuhlgang) sowie die Körperpflege besonderes Augenmerk, denn Immobile schwitzen besonders viel. Gefährdet sind vor allem die Bereiche mit Hautfalten, z. B. die Brustfalten bei Frauen, Bauch- und Nackenfalten bei übergewichtigen Kranken, aber auch die Leistenbeugen, die Oberschenkelinnenseiten, die Zehenzwischenräume und die Analfalte. Zum Schutz vor Entzündungen müssen diese Körperstellen besonders sorgfältig gewaschen und getrocknet werden. Eine milde Seife ist erforderlich, um Schweiß wirklich zu entfernen. Aus Hygienegründen sollten Sie: </p><p class="bodytext"> </p><p class="bodytext"><ul><li>Zum Waschen des Intimbereichs Einweghandschuhe anziehen </li><li>Waschwasser, Handtuch und Lappen vor dem Waschen des Intimbereichs wechseln, am besten Einwegwaschlappen nutzen </li><li>Das Gesäß möglichst zum Schluss in Seitenlage waschen. </li></ul> </p><p class="bodytext">Bei Kranken, die stark schwitzen, können diese Stellen nach dem Waschen und Trocknen auch dünn gepudert werden. Zum Trockenhalten eignen sich kleine Leinenläppchen oder ausgezogene Mulltupfer, die zwischen die Hautfalten gelegt und bei jedem Waschen erneuert werden. </p>

Mundinfektionen und Racheninfektionen

<p class="bodytext"> </p><p class="bodytext">Ohne spülenden Speichel ist die Mundhöhle ein idealer Nährboden für Bakterien und andere Mikroorganismen. Wenn hinzukommt, dass die Patienten selbst nicht (mehr) in der Lage sind, Zähne, Zahnfleisch und Schleimhäute regelmäßig zu reinigen und zu spülen, kommt es sehr schnell zu <strong>Pilzinfektionen</strong> oder <strong>Entzündungen in Mund und Rachen.</strong> </p><p class="bodytext">Besonders gefährdet sind Menschen, die keine Nahrung zu sich nehmen dürfen oder können und in ihrer Immunabwehr geschwächt sind. Aber auch Menschen mit Vollprothesen werden häufig von Mundentzündungen geplagt. </p><p class="bodytext"><h4><strong>Häufige Leitbeschwerden </strong></h4> </p><p class="bodytext"> Differenzierte Übersicht </p><p class="bodytext"><ul><li>Trockene Schleimhäute </li><li>Weißlich-gelb belegte Zunge </li><li>Mundgeruch </li><li>Schluckbeschwerden </li><li>Gerötete und blutende Stellen im Mundbereich </li></ul> </p><p class="bodytext"><h4><strong>Die Erkrankungen </strong></h4> </p><p class="bodytext">Häufig treten Pilzinfektionen der Mundhöhle (Mundsoor) oder Entzündungen der Mundschleimhaut (Stomatitis) auf. </p><p class="bodytext">Dringen die Erreger bis zur Ohrspeicheldrüse vor, entzündet sich auch diese (Parotitis). Fieber und durch das Anschwellen bedingte Schluckbeschwerden sind ein deutliches Zeichen. Nicht selten sind pflegebedürftige Menschen auch von kleinen Einrissen an den Mundwinkeln betroffen, die am Übergang von Haut zu Schleimhaut auftreten. Diese Rhagaden sind schmerzhaft und können das Wohlbefinden erheblich beeinträchtigen. Mundwinkelrhagaden treten gehäuft in der kalten Jahreszeit auf. Besonders gefährdet sind Menschen mit einer Allergie oder Hauterkrankung, zum Beispiel Schuppenflechte oder Neurodermitis, sowie gestörter Wundheilung, zum Beispiel bei Diabetes. Reißen die Mundwinkel immer wieder ein, kann dies auf eine Leberzirrhose, Eisenmangel, Vitamin-B-Mangel oder eine Überversorgung mit Vitamin A hinweisen. Auch eine schlecht sitzende Prothese begünstigt das Entstehen von Rhagaden. </p><p class="bodytext">Bei hartnäckigen Entzündungen schließt der Arzt einen Pilzbefall oder eine bakterielle Infektion aus. Bei nachgewiesenem Pilzbefall sind Nystatin-haltige Salben das Mittel der Wahl. Eine bakterielle Infektion wird mit Antibiotikasalben bekämpft. </p><p class="bodytext"><p class="selbsthilfe"><strong>Selbsthilfe </strong></p> </p><p class="bodytext">Borkige und angetrocknete Beläge auf Zunge und Schleimhaut lassen sich leichter entfernen, nachdem sie zehn Minuten vorher vorsichtig aufgeweicht wurden. In hartnäckigen Fällen hilft auch ein wenig Sahne oder Butter, die mit dem Finger aufgebracht werden. Auch wenn Schleimhäute, Zunge oder Lippen entzündet, gerötet oder rissig sind, ist mit fettenden Substanzen Linderung möglich. </p><p class="bodytext">Das Trockentupfen der betroffenen Stelle ist die erste Maßnahme bei Mundwinkelrhagaden. Befeuchten mit Speichel oder Ablecken mit der Zunge ist ungünstig, da dadurch die Haut aufweicht und sie noch leichter einreißt. Fetthaltige Cremes wie Zinkpaste oder Vaseline unterstützen die Heilung. Auch Pflegestifte für trockene Lippen mit Melisse oder Dexpanthenol sind eine Option. </p><p class="bodytext"><h4>Mundpflege bei Prothesenträgern </h4> </p><p class="bodytext">Zahnärzte raten, die Prothese nach gründlicher abendlicher Reinigung auch während der Nacht zu tragen, um Veränderungen des Kiefers und des Zahnfleischs zu vermeiden. Beim Reinigen wird die Prothese möglichst unter fließendem Wasser mit der Zahnbürste geputzt und eventuell in Prothesenreinigungsmittel gelegt. Vor dem Einsetzen in den Mund wird die Prothese mit klarem Wasser gründlich abgespült. </p><p class="bodytext"> </p><p class="bodytext"><p class="vorsorge"><strong>Vorsorge</strong></p> </p><p class="bodytext">Regelmäßiges – vorsichtiges – Zähneputzen und Mundspülen feuchten die Mundhöhle an und reinigen sie. Drogerien und Apotheken bieten zum Mundspülen eine Fülle von – häufig allerdings alkoholhaltigen – Lösungen an. Eine preiswerte Alternative sind abgekühlte Tees, die gleichzeitig die Speichelproduktion anregen, wenn sie säuerlich sind, wie z. B. Früchtetee oder Wasser mit einigen Spritzern Zitrone. Bei Entzündungen im Mund ist Myrrhentinktur, Kamillen- oder Salbeitee zu empfehlen. </p><p class="bodytext"><div class="gh_leuchtstift">Mundspülungen sind nur möglich, wenn der Patient bei Bewusstsein ist und sicher ist, dass er sich dabei nicht verschluckt. Der Betroffene muss verstehen, was getan und von ihm erwartet wird. </div> </p><p class="bodytext">Kann der Patient den Mund nicht selbst spülen, weil er z. B. Schluckbeschwerden hat oder sein Bewusstsein gestört ist, sorgt regelmäßiges Auswischen der Mundhöhle für ein feuchtes und sauberes Klima im Mund. Dabei wird der Patient aufgesetzt. Nach Inspektion der Mundhöhle (gegebenenfalls mit einer Taschenlampe) wischt man die Mundhöhle mit einer Mundspüllösung aus. Dabei werden die Beläge vorsichtig abgelöst und entfernt. Sehr hilfreich sind dabei spezielle feststellbare Pinzetten (z. B. <strong>Pean-Klemmen</strong>). In der Pinzette wird der Kugeltupfer befestigt. Anschließend wird der Tupfer in die Mundspüllösung getaucht. Die Mundhöhle wird mit dem feuchten, aber nicht tropfenden Tupfer vorsichtig ausgewischt, und so wird auch die Zunge gereinigt. </p>

Das Aufklärungsgespräch über das Sterben

<p class="bodytext">Irgendwann steht es fest: Heilung ist nicht mehr möglich, ein Tumor ist wieder aktiv, eine erneute Operation birgt zu große Risiken, oder der Betroffene auf der Intensivstation muss täglich mit einer lebensbedrohlichen medizinischen Komplikation rechnen. In dieser Situation ist <strong>Aufklärung</strong> notwendig, die allen Beteiligten schwerfällt. Ärzte und Pflegende wissen, dass die Krankheit nicht mehr aufzuhalten ist. Die Angehörigen müssen akzeptieren, dass die letzte Lebensphase angebrochen ist. </p><p class="bodytext">Und die Betroffenen? Gerade im Krankenhaus wissen sie oft intuitiv über ihren Zustand Bescheid. Schon deshalb hat es wenig Sinn, sie über ihre Situation im Unklaren zu lassen. </p><p class="bodytext">Wenn die Angehörigen vorab über die Diagnose aufgeklärt worden sind (was meistens der Fall ist), sollten sie zusammen mit dem Arzt besprechen, <i>wie </i>der Patient offen, verständnis- und respektvoll über seine Diagnose informiert wird. Das <i>ob </i>sollte aber nicht infrage gestellt werden, es sei denn, der Betroffene hat eindeutig zu erkennen gegeben, dass er nichts Genaues über seinen Zustand wissen will. </p><p class="bodytext">Doch wie sagt man einem lebensbedrohlich erkrankten Menschen die Wahrheit, ohne ihm den Lebensmut zu nehmen? Drei Dinge sind wichtig: Einfühlungsvermögen, Zeit und Angemessenheit. </p><p class="bodytext"><span class="spitzmarke"><strong>Einfühlungsvermögen.</strong></span> Was und wie viel möchte der Kranke wissen? Manche Menschen sind mit Pauschalaussagen zufrieden. Andere wollen wissen, mit welcher Wahrscheinlichkeit bei welchen Nebenwirkungen z. B. eine Tumorremission erreicht werden kann. Es kann fließende Übergänge zwischen kleinen Wahrheiten geben. Dabei besteht jedoch immer auch die Gefahr, dass mit dem Sterbenden nicht ehrlich geredet wird, weil man sich gegenseitig nicht „belasten“ will. Sich in die Lage des Patienten einfühlen zu können bedeutet, über all diese Fragen nachzudenken, ständig im Kontakt mit ihm zu bleiben und die Fortsetzung des Gesprächs anzubieten, wenn etwas „offen“ geblieben ist oder der unheilbar Kranke doch mehr oder detailliertere Informationen zu seinem Zustand haben möchte. Ein Todkranker braucht die Gewissheit, dass jemand da bzw. erreichbar ist, wenn er reden will. </p><p class="bodytext">Zum Thema Einfühlungsvermögen gehört schließlich auch, das Gespräch nicht in Anwesenheit unbeteiligter Dritter zu führen. </p><p class="bodytext"><span class="spitzmarke"><strong>Zeit.</strong></span> Mindestens eine halbe Stunde sollten Arzt und Angehörige für das gemeinsame Gespräch einplanen. Da Zeit für den Arzt oft die knappste Ressource ist, lohnt es sich, einen Extratermin für dieses Gespräch zu vereinbaren. Es ist unwichtig, auf welcher „Hierarchiestufe“ der Arzt steht, der das Gespräch führt. So haben Oberärzte zwar die meiste Erfahrung, aber oft besonders wenig Zeit. Letztlich ist es viel wichtiger, dass der Arzt den Patienten kennt und ihn in seinen Verständnismöglichkeiten einschätzen kann. </p><p class="bodytext"><span class="spitzmarke"><strong>Angemessenheit.</strong></span> Kein Arzt kennt den voraussichtlichen Todeszeitpunkt eines Patienten. Er kann nur Erfahrungswerte nennen, z. B. wie lange und mit welchen Komplikationen Patienten mit ähnlichen Befunden noch leben konnten. Aber die Unterschiede sind von Patient zu Patient relativ groß. Deshalb werden erfahrene Ärzte keine Aussagen zur voraussichtlichen Lebensdauer treffen. Diese Unsicherheit darf aber nicht dazu führen, unrealistische Hoffnungen zu wecken. Denn diese behindern das Ringen um die notwendigen Einsichten und lenken den Blick weg von der noch verbleibenden Lebenszeit zurück zum therapeutischen Alltag. So werden wichtige Vorhaben, z. B. das Abfassen eines Testaments, verschoben bzw. nicht ausgeführt. </p>

Einrichtungen der Palliativversorgung

<p class="bodytext"><strong>Palliativstationen</strong> sind eigenständige, spezialisierte Abteilungen in Krankenhäusern, in die Patienten mit begrenzter Lebenserwartung aufgenommen werden, die einer Krankenhausbehandlung bedürfen. Ein Arzt und professionelle Pflegekräfte stehen rund um die Uhr zur Verfügung. Charakteristisch für Palliativstationen sind multiprofessionelle Teams unterschiedlicher Berufsgruppen (Ärzte, Pflegekräfte, Psychologen), die in enger Verbindung mit ambulanten und stationären Hospizdiensten arbeiten. Für Angehörige gibt es kostenlose Übernachtungsmöglichkeiten. Auch Pflegeheime ermöglichen oft Palliativbetreuung und stationäre Hospizbereiche. </p><p class="bodytext"><strong>Palliativkonsiliardienste</strong> haben Fachkräfte, die im Bedarfsfall von ambulanten oder stationären Diensten beratend hinzugezogen werden. </p><p class="bodytext"><strong>Brückenteams</strong> arbeiten vorwiegend im psychosozialen Bereich. Sie beziehen die Angehörigen mit ein und sind für die Übergänge von stationärer Behandlung und häuslicher Versorgung zuständig. Darüber hinaus begleiten sie Betroffene im häuslichen Umfeld. </p><p class="bodytext"><strong>Hospize</strong> sind stationäre Einrichtungen mit eigener Infrastruktur für Menschen mit begrenzter Lebenserwartung, die keiner ständigen Krankenhausbetreuung bedürfen, für die aber ein Leben zu Hause nicht möglich ist. Das Personal setzt sich aus hauptamtlichen und ehrenamtlichen Mitarbeitern zusammen. Niedergelassene Hausärzte übernehmen die ärztliche Betreuung. <strong>Tageshospize</strong> bieten Menschen die Möglichkeit, dort in geschützter, freundlicher Atmosphäre zu leben und Linderung zu erfahren, aber z.&nbsp;B. nach einer Schmerzbehandlung wieder nach Hause zu gehen. Die Kranken kommen z.&nbsp;B. einmal pro Woche, um die Behandlung zu kontrollieren und neu abzustimmen. Das Personal besteht auch hier aus ausgebildeten, hauptamtlichen Mitarbeitern sowie Ehrenamtlichen, die in Befähigungskursen auf ihre Aufgaben vorbereitet werden. </p><p class="bodytext"><strong>Ehrenamtliche</strong><strong>ambulante Hospizdienste</strong> übernehmen die häusliche Betreuung Schwerstkranker in Abstimmung mit den Angehörigen. Dabei steht die psychosoziale Beratung im Vordergrund. Ein ambulanter Hospizdienst zählt mindestens zehn ehrenamtliche Mitglieder, die wöchentlich für eine begrenzte Zeit zur Verfügung stehen und alle an Befähigungskursen teilgenommen haben. Es gibt einen fachlich qualifizierten Koordinator. </p><p class="bodytext"><strong>Ambulante Hospiz- und Palliativpflegedienste</strong> übernehmen spezialisiert die palliativpflegerische Versorgung in enger Abstimmung mit den behandelnden Ärzten. Auch Angehörige werden bei palliativpflegerischen Maßnahmen angeleitet und unterstützt. Der Dienst besteht aus mindestens drei hauptamtlichen Palliativpflegefachkräften und ist rund um die Uhr erreichbar. Vom Gesetzgeber sind Rahmenbedingungen vorgegeben, die die Qualität dieser Dienste sichern sollen. Wer palliativmedizinische Betreuung und Unterstützung benötigt, erhält Adressen bei der Krankenkasse oder auch im Internet unter <a href="http://www.dhpv.de/" target="_blank">www.dhpv.de</a>. </p><p class="bodytext">Die Versorgungsstruktur unterscheidet sich allerdings stark von Stadt zu Stadt. Lohnend ist auch immer ein Blick auf das Angebot der vielen Modellprojekte, die es in Deutschland inzwischen gibt: „Home Care Berlin“ etwa ist ein Dienst ambulant palliativmedizinisch tätiger Ärzte, die unheilbar Kranken das Sterben zu Hause ermöglichen. In Göttingen gibt es ebenfalls einen ambulanten Palliativdienst, das „SUPPORT-Projekt“, das Sterbenden rund um die Uhr beisteht. „Unser spezialisiertes Pflegepersonal greift dort ein, wo der normale Pflegedienst überfordert ist“, so Dr. Ensik vom Zentrum für Anästhesiologie, Rettungs- und Intensivmedizin der Uni Göttingen. „Den Hausarzt beraten wir in Fragen der Schmerztherapie und Symptomkontrolle. Zudem vertreten wir ihn im Notfall, um zu vermeiden, dass ein Notarzt den Sterbenden doch noch in eine Klinik einweist. Auch psychologische Unterstützung bieten wir an. Manchmal erfüllen wir Wünsche wie eine letzte Reise ans Meer. Wir helfen und kümmern uns um die Organisation und den Transport größerer Morphinvorräte über die Grenzen“, erklärt er. „Für die Angehörigen sind wir auch dann noch da, wenn der Patient verstorben ist.“ <quellenlink>[D03]</quellenlink> </p><p class="bodytext"><div class="iGel">Bis heute ist die Abrechnung palliativer oder hospizdienstlicher Versorgung uneinheitlich. Die Finanzierung erfolgt durch die gesetzliche Sozialversicherung, private Spenden, ehrenamtliche Arbeit und Eigenbeteiligung der Patienten. Was im Einzelfall vom Betroffenen trotzdem an Kosten zu übernehmen ist, ist deshalb vorher zu klären, der Hausarzt leistet dabei, wenn nötig, Hilfestellung. Gleiches gilt für stationäre Hospize: Sie werden zwar durch die gesetzliche Pflegeversicherung und Krankenversicherung mitfinanziert (private Krankenversicherungen allerdings haben sich an diesen Regelungen bisher nicht beteiligt); ob eine vollständige Kostenübernahme möglich ist, sollte auch hier vor der Aufnahme geklärt werden. </div></p>